Was war das beste Album des Jahres? Diese Frage wird zum Jahresende immer heiß diskutiert. Davon sind wir zwar noch weit entfernt, doch am Freitag erschien bereits ein heißer Kandidat für den Titel. Für unseren Rapnews-Josh ist „Rich Rich“ von Ufo361 bisher das beste Album des Jahres!
Ufo361 hat in den letzten Jahren ordentlich Gas gegeben. Nach „808“, „VVS“, „Wave“ und „Lights Out”, ist das neue Soloalbum „Rich Rich“ sein fünftes Release in einem Zeitraum von nur zwei Jahren! Trotz der hohen Frequenz, hat die Qualität nicht gelitten. Im Gegenteil: Mit „Rich Rich“ hat sich der Berliner meiner Meinung nach selbst übertroffen.
Der Startschuss: Ein Feature mit Future
Wie Ufo im Interview mit Hiphop.de erklärte, war der Song „Big Drip“ der Schlüsselmoment in der Albumproduktion. Dass Future eine große Inspiration und Ufos musikalisches Idol ist, ist schon länger bekannt. Umso größer war natürlich der Moment, als ihm die Zusammenarbeit glückte. Ganze 100.000 Dollar hat Ufo dafür gezahlt. Als der Song stand, sei ihm klar gewesen, dass nun ein Album entstehen müsse. Es wäre zu schade gewesen, den Song nur als einzelne Single zu releasen. Inspiriert durch die Arbeit mit seinem großen Vorbild, machte sich Ufo361 anschließend an die Arbeit zu „Rich Rich“. Er wurde – wie sagt man so schön – von der Muse geküsst.
Die Devise: Nur das Beste vom Besten
Bei Ufos hoher Frequenz an Output und der konstanten Arbeit an neuer Musik, kann es schon mal etwas chaotisch werden. Alte Releases von ihm zeigen das auch. Wie z. B. das viel zu lange „Ich bin 3 Berliner“ mit ganzen 27 Tracks. Bei „Rich Rich“ hingegen hat sich Ufo auf die Essenz beschränkt: 12 Albumtracks und ein Remix, 35 Minuten Spielzeit. Das ist meiner Meinung nach (fast) immer der erste Schritt zu einem guten Album.
DIE DASDING RAP NEWS MIT JOSH BEI INSTAGRAM:
Inhaltlich bekommt man das, was draufsteht. Es wird geprotzt und mit Diamanten besetzt, was das Zeug hält. Allerdings schon wieder so absurd, dass es nicht stumpf wirkt, sondern seinen ganz eigenen Charme bekommt. Und jeder Song ist ein Hit. Statt Kompromisse zu machen, wurde radikal aussortiert. Das zeigt z. B. eine geleakte Sammlung von neun übrig gebliebenen Tracks, die es nicht auf das Album geschafft haben. Darunter ist u.a. ein Song mit Luciano, der bestimmt mindestens genauso erfolgreich geworden wäre wie „Gib Gas“ oder „Fendi Drip“ von den beiden. Aber das schien diesmal egal. Wichtig war nur, was dem Album gut tut.
Das Team: Nur die Besten der Besten
Darum kommt „Rich Rich“ bis auf Future komplett ohne Gastbeiträge aus. Das rückt die Zusammenarbeit mit dem US-Rapper nochmal besonders ins Rampenlicht.
Auch bei der Wahl seiner Produzenten gab sich Ufo361 diesmal nur mit den Besten der Besten zufrieden. Neben Jimmy Torrio, Sonus030 und The Cratez aus Deutschland, mit denen Ufo in den letzten Jahren bereits viel zusammengearbeitet hat, finden sich auch andere große Namen auf dem Album.
Gezin von der 808 Mafia arbeitet sonst mit Künstlern wie Travis Scott, den Migos oder Chris Brown. Tay Keith ist besonders für seine Zusammenarbeit mit Drake bekannt, der er auch sein berühmtes Producertag verdankt: „Tay Keith, fuck these ni**as up!“. Besonders bemerkenswert ist die Zusammenarbeit mit OZ. Der Schweizer erreichte erst kürzlich den ersten Platz der amerikanischen „Hot 100 Producers & Songwriters Charts“ durch den Mega-Erfolg von Drakes „Toosie Slide“. Mal eben den angesagtesten Produzenten der Welt auf dem Album haben? Check.
Auch visuell wurde hier auf höchstem Niveau abgeliefert. Angefangen bei den stimmigen Artworks zu jeder Single-Auskopplung sowie dem Albumcover von Bastian Wien. Für die Videos zeichnen sich die 100 Black Dolphins verantwortlich. Die zählen mit zu den gefragtesten Videomachern in Deutschland. Neben der Musik, wurde hier auch beim restlichen ‚Drumherum‘ das Maximum rausgeholt. Das macht das gesamte Album zu einem Erlebnis. Oder in Ufos Worten: „Big Moves, Big Biz, Big Drip“.
Von Hoodrich zu „Rich Rich“
Bei diesem Album stimmt meiner Meinung nach – vielleicht zum ersten Mal in Ufos Diskografie – einfach alles. Die musikalische Vision, die Ufo361 seit 2014 und seiner Neuerfindung mit „Ich bin ein Berliner“ verkörpern will, nämlich Trap-Musik aus Atlanta auf Deutsch, wurde noch nie so klar und konsequent umgesetzt wie hier. „Rich Rich“ ist vorerst die Vollendung der Transformation, die der Berliner seit seinem Stilwechsel und dem Bruch mit seinen alten Labelkollegen von Hoodrich durchlebt hat. Ufo361 scheint angekommen. Und zwar ganz oben.