Verbrechen

Gibt es wirklich mehr Gewalt gegen die Polizei?

Ein Jurist forscht zu dem Thema und kommt zu dem Entschluss: Die gestiegenen Zahlen beweisen nicht mehr Gewalt.

Die Silvernacht von 2022 löste eine große Debatte über den Gewaltanstieg gegen Einsatzkräfte aus. Tobias Singelnstein beschreibt in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst den möglichen Grund für diese Wahrnehmung. Denn die Realität wird von den Zahlen nicht richtig beschrieben.

Das sind die Gründe für den Anstieg von Gewalt gegen Einsatzkräfte

Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Bevölkerung sind nichts Neues. In den 1980er und 1990er-Jahren waren diese laut Singelnstein sogar noch krasser. Die Polizei ging damals jedoch anders damit um. Das ist unter anderem ein Punkt für den Eindruck, dass Gewalt gestiegen sei.

Die Polizei selbst ist sensibler geworden. Das heißt, auch bei den kleinsten Widerständen erstattet sie Anzeige.
Fälle aus dem Dunkelfeld sind ins Hellfeld übergegangen - das heißt, es wird immer mehr in Statistiken aufgenommen, obwohl die Fallzahl gleich geblieben ist.
Die Medien berichten viel mehr über Gewalt gegen Einsatzkräfte. Vor allem über heftige Gewalt. Dadurch entsteht ein verzerrtes Bild, denn das sind sehr wenige Ausnahmefälle. Die häufigsten Fälle sind niedrigschwellige Delikte von passiven Widerstandshandlungen bis zu Schubsen.

Will die Polizei dadurch von ihrer eigenen Gewalt ablenken?

Tobias Singelnstein erzählt im Interview, dass alles damit anfing, dass Menschen unrechtmäßige Gewalt durch die Polizei kritisiert haben. Die Polizei wollte darauf offenbar ihre eigene Sicht der Dinge einbringen. Am Ende entwickelte sich bei der Politik und den Medien ein neuer Fokus: Gewalt gegen Einsatzkräfte. So entstand wohl auch der Eindruck, dass es wirklich mehr Gewalt gegen die Polizei gäbe.