Für Eltern, die nicht besonders gut deutsch sprechen können, hat die Kinderarztpraxis in Kirchheim unter Teck bei Stuttgart diese Regel aufgestellt. Damit möchten sie sichergehen, dass die Eltern verstehen, was bei der Behandlung passiert. Werden damit Menschen von ärztlicher Behandlung ausgeschlossen?
Dolmetscher-Regel bei Kinderarztpraxis: Ist das diskriminierend?
Das ist die Perspektive der Kinderarztpraxis:
- Die Praxis wolle Patienten gefahrenfrei, sicher und vernünftig behandeln.
- Man wolle sich rechtlich absichern, zum Beispiel im Fall einer Impfung.
- Es sei nicht genug Zeit für Google Translate.
Der Kinderarzt Ulrich Kuhn, der das Schild angebracht hat, sagt dazu: "Dieses Schild hat überhaupt keine diskriminierende Aussage". Laut ihm sei es keine Diskriminierung, sondern Realität. Neben Zustimmung erhält die Praxis auch viel Kritik und Fragen.
Diese Kritikpunkte haben Menschen an der Regel der Kinderarztpraxis
Eine Nutzerin schreibt in den Google-Rezensionen der Praxis:
Mitarbeiter von Arztpraxen kommentieren unter Videos zu dem Thema, dass sie sich auch mit Händen und Füßen helfen würden und es funktionieren würde.
Strenge Regel vs. konstruktive Lösung: Das sagt ein Kinderarzt aus Berlin:
Kinderarzt Martin Karsten aus Berlin sagt im Interview mit der WELT, dass das Problem mit der Kommunikation mit Sicherheit bestehe und auch, dass die Arbeit mit Dolmetschern oder Übersetzungs-Apps sehr zeitaufwendig wäre. Dennoch hält er die Konsequenz aus dem bestehenden Problem nicht für richtig. Diese Punkte führt er im Interview auf:
- Ärzte sollen in solchen Situationen "erfinderisch" sein. In seiner Praxis arbeite eine Fachangstellte, die russisch und ukrainisch spreche.
- Hilfe käme oft von anderen Eltern in der Praxis und von Arzthelfern.
- Das Vorgehen der Kinderarztpraxis in Kirchheim unter Teck könne Konflikte hervorrufen.