Seit Mai releast Russ jede Woche eine neue Single. Letzten Freitag war es „LUCKY“. Die Release-Strategie ist kein Zufall, denn genau das hat Russ zum Durchbruch verholfen.
Russ macht alles alleine
Zwischen 2011 und 2014 hat Russ ganze elf Projekte veröffentlicht. Immer in dem Glauben, dass es mit dem nächsten Projekt klappt. Schon damals, wie heute, machte er alles alleine: Texte schreiben, Produzieren, Mixen, Mastern, Aufnehmen, Veröffentlichen – einfach alles.
Nachdem er 2014 aber immer noch kaum Follower*innen hatte, änderte er seine Strategie. Russ bemerkte, dass bei jedem seiner Projekte der erste Song die meisten Plays hatte. Er schlussfolgerte daraus, dass die Leute zwar nicht bereit sind, ein ganzes Album eines Unbekannten zu hören, aber zumindest in den ersten Song reinhören. Die Lösung: Russ releaste über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren jede (!) Woche einen Song. Da er alles ohne ein Label machte, gingen auch alle Einnahmen direkt an ihn und es dauerte nicht lange bis er zumindest davon leben konnte.
„What They Want“ – Der Durchbruch von Russ
Song Nummer 37 änderte schließlich alles. „What They Want“ hatte nach vier Monaten eine Million Plays bei Soundcloud. Ein paar Monate später, im Mai 2016, veröffentlichte Russ ein Musikvideo dazu und der Song wurde endgültig ein großer Erfolg. Allein das Musikvideo hat bis heute knapp 330 Millionen Klicks.
Spätestens da hat Russ auch bewiesen, dass sein altes Zeug nicht zu schlecht war, sondern nur zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Die neu gewonnenen Fans holten die alten Sachen nach und liebten sie. Mittlerweile sind einige der Songs sogar mit Gold und Platin ausgezeichnet.
Für seine Fans ist Russ alles
Durch den langen Weg und das Außenseitertum, irgendwo neben der eigentlichen Musikindustrie, hat sich Russ eine unglaublich treue Fanbase erspielt. Ohne ihn auch nur in die Nähe dieser Kategorie packen zu wollen, lässt es sich mit YouTuber*innen vergleichen, die Musik machen. Die "normale" Industrie interessiert sich nicht so richtig dafür, die Fans sind aber vollkommen verrückt danach. Und wenn die Charts kommen, sieht man plötzlich krasse Zahlen, obwohl es kaum jemand so richtig mitbekommen hat. Mittlerweile hat Russ den Sprung aber längst geschafft. Hin und wieder löst er sich sogar von seiner Linie, alles allein zu machen, rappt auf Beats von anderen Produzent*innen und macht Features.
Musikalisch liefert Russ auch ein Gesamtpaket, das keine Wünsche offenlässt. Ähnlich wie Drake beherrscht er nicht nur straighten Rap, sondern auch melodische Gesangsnummern und R'n'B. Wenn man so will, macht Russ einem ein Angebot, niemand anderen mehr zu hören als ihn.
Russ macht sich nicht nur Freunde
Bis heute gehören ihm die Rechte an seiner Musik, wodurch er deutlich mehr Geld verdient als seine Kolleg*innen, die ihre Einnahmen mit großen Labels teilen müssen. Stolz über seinen massiven Erfolg als One Man-Show, ohne großen Industrie-Support, macht sich Russ nicht nur Freunde.
Russ kritisiert zum Beispiel immer wieder junge Rapper*innen, die sich darüber beschweren, einen schlechten Deal unterschrieben zu haben. Es gebe mit Leuten wie ihm, Jay-Z oder Nipsey Hussle doch so viele Beispiele, von denen man lernen könnte. Wer heute noch auf solche Verträge hereinfalle, sei seiner Meinung nach einfach nur dumm und selbst schuld. Auch seine abfälligen Worte, dass junge Rapper*innen, die Drogen nehmen, Loser wären, sorgte für Kritik. Den massiven Drogenkonsum seiner Kolleg*innen zu kritisieren, ist ja erstmal nicht falsch. Besonders nach den tragischen Toden von Mac Miller, Juice Wrld oder Lil Peep. Das Problem bei Russ ist mehr seine ungefilterte Direktheit und die harsche Wortwahl, die viele stört.
Ja, Russ ist sich dem, was er erreicht hat sehr gut bewusst. Und lässt es einen hin und wieder vielleicht etwas zu sehr spüren und wirkt wie ein unsympathisches Großmaul. Aber mal ehrlich: Wer so lange an seinem Ziel festgehalten und so konstant abgeliefert hat, hat den Erfolg verdient. Und kann auch gerne stolz und selbstbewusst davon erzählen.