Nach gut zehn Jahren bringt Rapper/Produzent/Brain Tua endlich wieder ein Solo-Album heraus. Benannt nach ihm selbst: Tua. "Der eine" von den Orsons hat seit seinem letzten Solo-Rap-Album vor allem Musik produziert. Ein Grund, warum viele in der HipHop-Szene nicht so richtig wussten, auf was man nach zehn Jahren eigentlich genau wartet.
Tua lebt und liebt schon immer den Pop-Kosmos, hat aber als Neunjähriger auch schon The Prodigy gehört und angefangen auf einem Kasettenrekorder quasi seine ersten Tracks zu produzieren. Mit "Tua" hat er jetzt das meiner Meinung nach beste deutsche Album des Jahres rausgebracht. Stand jetzt.
1️⃣ Das Album wird nicht langweilig
Ist es ein Rap-Album? Ein Produzenten-Album? Eine Pop-Platte? Keiner weiß es. Wahrscheinlich nichtmal Tua selbst. Das Album hat einfach alles für Leute, die auf ausgecheckte, Nicht-0815-Musik stehen. Mit melancholischen Songs, Rap, über House-Beats bis hin zu verträumter elektronischer Musik hat Tua einen abgefahrenen und einzigartigen Mix auf einem Album geschaffen. Das traut sich nicht jeder.
Allein mit "Wem mach ich was vor" hat Tua einen Song gemacht, der Pop und HipHop perfekt verbindet. Dazu einen sehr wertigen Beat und ganz viele kleine akustische Details. Da steckt richtig viel Zeit und Herzblut drin - und das hört man. Die Zeit hätten sich Sido und Andreas Bourani bei Astronaut besser auch nehmen sollen...
2️⃣ Tua ist einer der besten Storyteller...
Songs wie "Bruder 2" oder "Vater" vom neuen Tua-Album muss man sich mehrfach anhören. Ich behaupte, es ist beim ersten Hören unmöglich, sich auf Songtext und Beats gleichzeitg zu konzentrieren. Wie Tua im Kopf Bilder erschafft und in drei Minuten eine heftige Story erzählt, ist einzigartig. Obwohl Tua nach außen oft schüchtern wirkt, steckt in ihm einer der besten Lyriker im deutschen Musikbiz.
3️⃣ ...und gleichzeitig ein krasser Produzent
Es gibt über hundert geile Produzenten in diesem Land, keine Frage. Doch Tua hat es auf diesem Album doch wieder geschafft, komplett zu überraschen. Auch bei den klassischeren Hiphop-Songs, vor allem aber im letzten Teil des Albums. Hier setzt er voll auf elektronische Beats und schafft eine sphärische Klangwelt. Bestes Zeichen: Das Genre lässt sich nicht so einfach in Worte einordnen. Einfach anhören:
4️⃣ Tua macht Kunst
Sechs Minuten und 55 Sekunden. So lange ist der Song "Gloria" in der Mitte des Albums. Das ist schon krass, aber der Aufbau des Songs selbst noch viel mehr. Eigentlich sind es drei Songs in einem. Genau die drei Teile in die Tua auch sein Album aufteilt. Angefangen mit recht agressivem Rap bis zu verträumter Beat-Musik am Ende. Ein Kunstwerk, das gleichzeitig das Gesamtkunstwerk des Albums zusammenfasst. #metaebene
5️⃣ Tua hat einfach alles gegeben
In das neue Album sind die gesamten letzten zehn Jahre aus Tuas Leben eingeflossen. Er hat sich weiterentwickelt, noch mehr Zeit in die Produktion gesteckt. Jetzt, kurz vorm Release, merkt man auch Tua selbst an, wie hart er an dem Album gearbeitet hat. Er hat für den Moment sogar den Spaß am Musikmachen verloren.
6️⃣ Tua ist viel zu underrated
RAF Camora, Afrob, Tarek KIZ, Bausa. Diese Features hat Tua auf seinem Album und man findet sie auch, wenn man danach sucht. Keiner hat einen vollwertigen Feature-Part bekommen und wird auch nicht plakativ auf's Album gedruckt. Nur im Kleingedruckten sind die Feature genannt. Weil er's kann!
Tua ist einfach ein Musikbrain, dessen Talent viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Vielleicht kommt der "große Durchbruch" ja endlich mit diesem Album... wenn man sich die Zeit nimmt, um zu verstehen, was eigentlich alles hinter diesen 12 Songs und dem Typen Tua steckt.