Um Missverständnisse zu vermeiden: Ihr ersten musikalischen Gehversuche mit Songs wie „Doggy“ oder „Dicke Lippen“ würde ich hierbei gerne ausklammern. Das war mehr Gimmick für ihre Karriere als Youtuberin als ernsthaftes Musikmachen. Aber seitdem hat sich einiges getan.
Katja Krasavice macht krasse Moves
Was ich an Katja Krasavice so schätze, ist ihr Verständnis von Entertainment. Ich mag es, dass bei ihr alles immer ‚over the top‘ sein muss – alles noch größer, noch bunter, noch lauter. Ich kann verstehen, dass das nicht für jeden etwas ist. Aber ich erwarte im Show-Business eigentlich genau das. Das heißt nicht, dass jeder so sein muss, aber ich finde es gut, dass sie diese Lücke in Deutschland füllt. In den USA feiere ich das ja auch bei z.B. Nicki Minaj oder Cardi B. Warum dann nicht auch hier?
Katja Krasavice respektiert Deutschrap
Mal ehrlich, wie viele Youtuber*innen haben schon angefangen zu rappen? Etliche. Die meisten haben sich dabei ziemlich blamiert. In diese Kategorie würde ich auch die ersten Songs von Katja Krasavice packen. Der Unterschied zwischen ihr und vielen anderen ist aber: Sie scheint Deutschrap ernst zu nehmen. Sie connectet sich mit Leuten, sie arbeitet mit anderen Rapper*innen und guten Produzent*innen zusammen, sie scheint (mittlerweile) wirklich etwas für Deutschrap übrig zu haben.
Das beste Beispiel dafür ist ihre Zusammenarbeit mit Fler und der gemeinsame Song „Million Dollar A$$“. Nicht nur, dass sie sich traut, mit Fler zu arbeiten, sie hat auch eine Menge Geld in die Hand genommen, um mit Specter das Musikvideo zu drehen. Specter war einer der drei Gründer von Aggro Berlin und ist wohl das größte kreative Mastermind, das es im Deutschrap jemals gab. Von ihm ist z.B. Azads Logo, Bushidos Logo, Sidos Maske, der Film von Marteria und so ziemlich alles, was jemals an Artwork oder Musikvideos über Aggro Berlin erschienen ist.
Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist so ziemlich genau das, was ich oben beschrieben habe. Jedes Outfit noch ein bisschen kürzer, die Nägel noch ein bisschen länger, die Absätze noch ein bisschen höher – „Million Dollar A$$“ ist wirklich ein Blockbuster.
Katja Krasavice bricht mit Vorurteilen
Katja kann aber auch anders. Ob in ihrem Buch, in dem sie zum Beispiel mit ihrem Vater abrechnet. Ob mit Songs wie „Ich seh“, in dem sie sehr emotional über ihre Kindheit und Jugend spricht. Oder in Interviews, in denen sie ernste und tiefe Gespräche führt.
Und ich hab mich gefragt: Warum überrascht mich das so? Warum hab ich ihr das nicht zugetraut? Katja Krasavice ist ein Paradebeispiel dafür, dass man Menschen nicht unterschätzen oder vorverurteilen sollte. Nur weil sie sich gerne freizügig, anstößig und wie eine Barbie inszeniert, bedeutet das nicht, dass da nicht viel mehr dahinter stecken kann.
Da hab ich sie – das muss ich leider zugeben – sehr unterschätzt und bin froh, dass sie mir das klar gemacht hat. Ich glaube tatsächlich, dass wir alle von Katja lernen können. So seltsam es sich im ersten Moment vielleicht auch anhören mag.