Kanye West und der US-Wahlkampf: Eine neverending Story. Eigentlich dachten wir, der wäre jetzt endlich mal vorbei. Kanye hatte in den meisten Bundesstaaten seine Anmeldefrist als Präsidentschaftskandidat verpasst und dementsprechend hat er natürlich eigentlich gar keine Chance zu gewinnen. Trotzdem ist jetzt schon wieder ein neuer Wahlkampf-Spot von ihm aufgetaucht:
Wie gewohnt setzt Kanye auf Familie, Zusammenhalt und vor allem Gott.
Also wieder eine tiefgreifende Message, mit der Kanye West für seine "Vision 2020" wirbt.
Aber wieso geht Kanyes Wahlkampf noch weiter?
Dass Kanye eine bipolare Störung hat und unter manisch-depressiven Phasen leidet, haben wir mittlerweile alle mitbekommen. Lassen wir seine psychische Erkrankung in diesem Erklärungsversuch aber mal außen vor.
Runtergebrochen: Kanyes Wahlkampf ist einfach eine riesen Geldmaschine! Zuallererst ist es aus PR-Sicht ein schlauer Move. Die ganze Welt redet über ihn, ob positiv oder negativ ist erst einmal egal.
Außerdem hängt an Kanyes "Vision 2020"-Kampagne ein riesen Klamottengeschäft. Unter seinem Instagrampost ist eine Internetseite verlinkt, über die man Merch für Kanyes Präsidentschaftskandidatur kaufen kann.
"Unterstütze Kanye for president" ist die Message oben auf der Seite und darunter gibt es dann Kappen mit "Kanye 2020 Vision" für schlappe 60 Dollar oder einen Hoodie für 160 Dollar. Teurer Spaß! Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Merch von den "echten" Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden um einiges günstiger ist.
Kanye West veröffentlicht neuen Song auf Instagram: "Nah Nah Nah"
Doch die Aufmerksamkeit nutzt er nicht nur, um seinen Merch zu verbreiten, sondern auch seine Musik. Auf Instagram hat er jetzt einen fast kompletten Song veröffentlicht:
Kanye West schreibt dazu, dass das ganze Team SO voller Energie wäre, dass er einfach "Theme Music" raushauen musste. Also vielleicht Mucke für seinen nächsten Wahlkampf-Auftritt?
So oder so: Kanye scheint verwirrende Dinge zu machen, aber eins ist sicher: Er macht eine Menge Kohle damit!
"Was bisher geschah": Kanyes Weg zum US-Präsident?
Nachdem Kanye West auf Twitter bekannt gegeben hat, dass er selbst Präsident werden möchte, hat er die erste Wahlkampfveranstaltung abgehalten. Vor der Veranstaltung hatte er noch dieses Bild gepostet:
Warum Kanye West bei seinem Auftritt anfängt zu weinen
In einer Halle im Bundesstaat South Carolina hat Kanye seine erste Wahlkampfveranstaltung abgehalten. Er trat dort mit einer Schutzweste auf, auf der der Schriftzug "SECURITY" stand. Irgendwann spricht er über das Thema Abtreibung. Er erzählt, dass sein Vater wollte, dass er abgetrieben wird.
Das gleiche sei dann nochmal passiert, als Kim Kardashian das erste Mal schwanger war. Er wollte eine Abtreibung, Kim nicht.
Als er über das Thema Abtreibung spricht, kommen ihm die Tränen.
Darum wird Kanye West von Snoop Dogg kritisiert
Bei seiner Veranstaltung behauptete Kanye auch, dass die Schwarze Freiheitskämpferin Harriet Tubman in Wirklichkeit nie Sklaven befreit habe. Tubman ist in die Geschichtsbücher eingegangen, weil sie ab 1850 als Untergrundkämpferin anderen Sklaven zur Freiheit verhalf.
50 Cent hat den betreffenden Ausschnitt der Veranstaltung auf Instagram veröffentlicht und schreibt "WTF hat er gerade gesagt?"
Rap-Kollege Snoop Dogg drückt seine Kritik an Kanye aus, indem er ein Bild von Harriet Tubman postet und sich bei ihr bedankt:
So reagiert das Netz auf Kanyes erste Wahlkampfveranstaltung
Viele User kritisieren den Auftritt von Kanye oder machen sich sogar über ihn lustig.
2018 hat Kanye in seinem Album "Ye" über seine psychische Gesundheit gerappt - dort stellt er seine bipolare Störung als Superkraft dar. Auch das thematisieren User:
Eine andere Twitter-Userin meint, dass Kanye Hilfe braucht:
Doch es gibt auch User, die sich auf seine Seite stellen:
Kanye West als US-Präsident 2020? Und dann?
MrWissen2go von FUNK hat den Weg zum Präsidentschaftskandidaten analysiert und guckt sich an, ob Kanye wirklich neuer Präsident werden kann.
Was sagt Präsident Trump zur Ankündigung von Kanye West, Präsident werden zu wollen?
Donald Trump soll sich inzwischen auch zu Kanye Wests Entscheidung geäußert haben. Für ihn scheint die Ankündigung aber keine Bedrohung zu sein. Stattdessen scheint er Kanyes Kandidatur maximal als Probelauf für 2024 zu sehen. So soll er gesagt haben: "Wenn er das tut, sollte er das als Probedurchgang für das sehen, was in vier Jahren passiert."
Was steckt hinter Kanye Wests Präsidentschafts-Plänen?
Im Netz gab es einige Spekulationen, was hinter der Ankündigung stecken könnte. Meint er das vielleicht gar nicht ernst? Will er mit der Aktion Trump unterstützen?
Hier wird zum Beispiel vermutet, dass West Stimmen von Joe Biden (dem Kandidaten der Demokraten) abgreifen und damit indirekt Trump unterstützen könnte.
Außerdem wurde ein riesiger PR-Gag in Betracht gezogen.
"Sag' einfach, wann dein Album rauskommt und hör' auf mit dem Blödsinn."
Kanye West und Travis Scott mit "Wash Us in the Blood"
Kanye West spricht über seine Präsidentschafts-Pläne
Jetzt hat Kanye West diese Vermutungen in einem Interview mit dem Forbes-Magazin selbst widerlegt: Er habe sehr wohl vor, als Präsidentschaftskandidat anzutreten. Wäre Trump nicht, würde er für die Republikaner an den Start gehen. Sonst sehe er sich als unabhängiger Kandidat für die scheinbar von ihm erfundene "Birthday Party" (ein Wortspiel, da Party im Englischen auch Partei heißen kann).
Ab sofort würde er Trump deshalb nicht mehr unterstützen. Mit dem Forbes-Interview würde er "die rote Mütze abnehmen".
Auch die Gründe für seine kurzfristige Teilnahme am Wahlkampf hat er in dem Interview erklärt: Gott habe ihm die Botschaft übermittelt, dass es Zeit dafür sei. Auch die Frage, warum er auf einmal doch schon 2020 antreten will, beantwortet er damit. Letztendlich würde Gott den Präsidenten ernennen, deshalb läge die Entscheidung, ob er es 2020 oder 2024 schafft, nicht in seiner Hand.
Wohin es mit der "Birthday Party" geht, scheint bei manchen Punkten noch nicht ganz klar zu sein. Während Kanye sich im Interview zu einigen politischen Punkten sehr deutlich positioniert (er ist aus religiösen Gründen zum Beispiel gegen die Todesstrafe), erklärt er bei Themen wie Außenpolitik oder Steuern, dass er dazu noch weiter recherchieren müsste.
Außerdem spricht er im Laufe des Interviews mehrere Theorien an, die für einen Präsidentschaftskandidaten vielleicht eher ungewöhnlich sind.
Während sein Kampagnenslogan "Kanye West YES" sein soll, würde es laut eigenen Aussagen für manche Themen ein großes NO geben: Er sei beispielsweise gegen Corona-Impfungen, weil er glaube, dass das Teufelswerk sei. Er vertrete die Theorie, dass durch die Impfung Chips implantiert würden, die unser Handeln beeinflussten und verhinderten, dass wir eines Tages in den Himmel kämen.
Außerdem seien in Deos, Zahncreme und Co. chemische Substanzen, die die Fähigkeit, Gott zu dienen, beeinflussten. Auch dieses Thema sei ihm wichtig.
Hat Kanye West Chancen, der nächste US-Präsident zu werden?
Auch wenn Kanye West sich schon öfter (teilweise sehr kontrovers!) politisch geäußert hat und den Präsidentschafts-Gedanken scheinbar schon länger mit sich herumträgt, bezweifeln viele, dass der Rapper seine Ankündigung wahr machen kann. In vielen Bundesstaaten sei die Frist für die Bewerbung als Präsidentschafts-Kandidat ohnehin abgelaufen und der Wahlkampf schon in vollem Gange.
Außerdem soll er seine Entscheidung wohl getwittert haben, bevor er tatsächlich die notwendigen Dokumente eingereicht hat. Auch das wäre eine Voraussetzung, um überhaupt antreten zu können.
Kanye selbst habe aber laut Forbes die Vermutung, dass diese Fristen auch verschoben werden könnten. Grund dafür sei das Coronavirus - an dem er laut dem Forbes-Interview selbst erkrankt war - und die damit einhergehende Krise der letzten Wochen. Er sei schon mit Experten im Gespräch.